Picard, Guinan, Ro und Keiko werden beim Beamen in Kinder verwandelt. Jetzt ist ein Zwölfjähriger Captain und wird kaum ernst genommen, obwohl er der Picard ist, den man kennt, eben nur als Kind. Das Kommando wird ihm entzogen und irgendwie scheinen sich alle einig, auch Picard, dass das richtig so ist und erwarten vom Publikum, dass es das auch so sieht. In TNG werden Kinder meist herablassend behandelt. In Rascals sind die Erwachsenen nun dazu gezwungen, Kinder ernst zu nehmen. Keiko O’Brien ist jetzt eine zwölfjährige Ehefrau und Mutter, womit Chief O’Brien überhaupt nicht umgehen kann. In der zweiten Hälfte kapern Ferengi die Enterprise und nur die Kinder können das Schiff retten, im Rahmen eines coolen Kinderabenteuers. Dabei krabbeln sie durch die Schächte der Enterprise, die hier erstmals als Jeffreys-Röhren bezeichnet werden. Höhepunkt ist, wenn der Halbstarken-Picard und Commander Riker vor den Ferengi so tun, als seien sie Vater und Sohn.
Tag: Keiko O'Brien
Geister-Aliens ergreifen Besitz von Counselor Troi, Data und Chief O’Brien, die zu dritt die Enterprise übernehmen und eine Geiselnahme im Zehnvorne veranstalten. Troi ist der Kopf der Gruppe, was Spaß macht zu sehen. Data und O’Brien sind ihre Lakaien. Hier kommt mal wieder die Vergewaltigungsgefahr an die Oberfläche, die in der Serie immer noch mitschwingt: Aus dem Nichts droht der vom Geister-Alien besessene O’Brien seiner Frau Keiko eine Vergewaltigung an. Was Keiko O’Brien betrifft, bin ich immer begeistert von Rosalind Chao, die ihre begrenzte Rolle sehr überzeugend spielt. Rosalind Chao ist Star Treks Barbara Crampton.
Die Enterprise tranportiert eine Telepathen-Familie. Einer der Telepathen ist böse und belästigt Crew-Mitglieder telepathisch, indem er ihnen furchtbare Visionen einflößt. Das sieht so aus, dass sich für die Opfer plötzlich ein Alptraum ins wache Bewusstsein mischt, mit übersättigten Farben und starkem Weitwinkel (wie Alpträume eben aussehen). Der böse Telepath bemächtigt sich also der Fantasie seiner Opfer. Counselor Troi vergewaltigt er so sogar. Die erste Folge, in der TNG das Thema Vergewaltigung direkt anspricht. Beschränkt sich dann aber auf die Mechanismen eines Whodunit. Am Anfang der Folge befragt einer der Telepathen Keiko O’Brien nach ihren Erinnerungen. Keiko ist Chinesin. Natürlich fällt den Autoren hier nichts Besseres ein, als dass sich Keiko an Pinsel, Farben und chinesische Schriftzeichen erinnert, untermalt von klischeechinesischer Musik.
TNG 5.5 – Disaster
Eine schlimme Anomalie trifft die Enterprise ohne Vorwarnung, sodass alles durcheinander wirbelt und der Strom ausfällt. Verschiedene Crew-Mitglieder sind nun in für sie ungewohnten Situationen. Picard steckt mit drei Kindern im Turbolift fest (der den Schacht hinab zu stürzen droht), Counselor Troi ist die höchstrangige Offizierin auf der Brücke und muss das Schiff kommandieren (mit Chief O’Brien und Fähnrich Ro als ihre Unterstellten, deren gegensätzliche Meinungen sie bewerten und in Befehle umsetzen muss), La Forge und Doktor Crusher sind im Hangar und müssen ein Plasmafeuer löschen, Worf muss das Kind von Keiko O’Brien zur Welt bringen, etc.
Wie Worf das macht, streng nach Lehrbuch und jeden seiner Schritte für sich selbst laut aussprechend, ist das Mutigste, was er je gemacht hat. Als Worf das Baby zum ersten Mal weinen hört, muss er unwillkürlich vor Freude lachen, reißt sich aber sofort wieder zusammen. Der rührendste Charakter-Moment der ganzen Serie.
Ähnlich rührend ist Picards Geschichte, da nicht, wie es auf den ersten Blick wirkt, er die Kinder rettet, sondern die Kinder ihn. Er hat sich beim Aufprall der Anomalie das Bein verletzt und glaubt nicht, dass er es schaffen kann, aus dem Turbolift und dann den Fahruhlschacht hinauf zum nächsten Deck zu klettern. Also befiehlt er den Kindern, denen er zur Motivation Offiziersränge verliehen hat, alleine zu klettern und ihn im Fahrstuhl zurück zu lassen. Doch die Kinder weigern sich. Sie wollen entweder alle aus dem Turbolift fliehen oder gar nicht. Kurz nachdem sie den Schacht verlassen haben, fällt die Turboliftkabine runter. Die Kinder haben Picard das Leben gerettet.
Auch Troi bekommt einen großen Moment, wenn sie sich in den Captain-Stuhl setzt. Vorher traut sie sich nicht, bleibt auf Abstand, bewegt sich in großen Kreisen um diesen Stuhl, doch jetzt, nachdem sie ein paar Entscheidungen getroffen, ein paar Befehle gesprochen, setzt sie sich drauf, mit klarem Blick und selbstbewusst die Beine übereinander schlagend. Auch La Forge und Doktor Crusher gehen über ihre Grenzen hinaus, wenn sie sich kurz dem Vakuum des Alls aussetzen, um das zerstörerische Plasmafeuer zu ersticken und dann, selbst fast erstickt, mit letzten Kräften sich zum Druckausgleichsknopf schleppen (der dramaturgisch günstig einige Meter von ihnen entfernt ist). La Forge bricht zusammen, Crusher schafft es geradeso, und sie können wieder atmen.
Einen solchen Multiplot könnte man leicht verhauen, doch jeder der Handlungsstränge ist spannend und teilweise karthatisch. Großartig ist, dass die Folge nicht allzu schnell zwischen den Orten hin und her schneidet, sondern jeden Moment für sich voll spielen lässt.