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Star Trek: The Next Generation

TNG 7.23 – Emergence

Die Enterprise entwickelt von selbst eine Intelligenz, ein Bewusstsein. Wie genau das funktioniert, erfahren wir nicht. Data erklärt, dass in komplexen Systeme wie der Enterprise halt manchmal Leben entsteht. Picard grübelt, dass die Interaktion der Crew mit dem Schiff über all die Jahre eine neue Art von Leben erzeugt hat. Dieses Leben wird durch eine Holodeck-Simulation dargestellt: Der Orient-Express ist irgendwohin unterwegs. Die Passagiere sind aus verschiedenen anderen Holodeck-Simulationen zusammengewürfelt. Alle sind verwirrt, ein Ritter schneidet zum Beispiel kleine Männchen aus Zeitungen aus.

Troi sagt, der Orient-Express sei das Unbewusstsein dieser neuen Intelligenz und jeder Passagier stehe symbolisch für einen Bereich des Schiffes, zum Beispiel der Revolverheld für das Waffensystem. Das Schiff lässt sich nicht mehr normal steuern. Wenn man beschleunigen will, muss man im Orient-Express Kohle ins Feuer schaufeln. Das ist alles lustig, aber auch lahm erzählt. Man hofft ja, dass die letzten Folgen einer so langen Serie sich zu etwas Neuem hin öffnen, aber das hier ist routinierte Durchschnittlichkeit.

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TNG 7.13 – Homeward

Eine Prime Directive-Folge mit Worf in der Hauptrolle, der nach langer Zeit seinen menschlichen Bruder wieder trifft, von dessen Existenz wir in dieser Folge zum ersten mal erfahren. Dieser Bruder heißt Rozhenko und lebt seit einiger Zeit auf Boraal II. Die Bevölkerung lebt noch auf vortechnischem Niveau. Rozhenko hat sich in einem Dorf eingelebt und tut vor der Bevölkerung wie ein normaler Bewohner. Problem: Der Planet stirbt, die Atmosphäre geht kaputt, alle Bewohner werden sterben. Rozhenko will die Bewohner retten, zumindest sein Dorf, und bittet die Enterprise, eine künstliche Biosphäre zu errichten. Doch Picard lehnt ab und zitiert die Prime Directive. Die Sternenflotte darf sich nicht in die Angelegenheiten anderer Völker einmischen, selbst wenn sie ein Massensterben verhindern könnte. So sitzt man nun also auf der Brücke und schaut zu, wie sich die Atmosphäre von Boraal II braun färbt und alle Planetenbewohner tötet. Kaltblütiger geht es kaum.

Rozhenko nutzt nun einen Plan B. Er beamt im Geheimen die Bewohner seines Dorfes aufs Holodeck, ohne dass die Bewohner das merken, denn auf dem Holodeck hat er bereits eine genaue Nachbildung ihrer Heimatwelt errichtet. So zwingt er die Enterprise und Captain Picard, einen anderen Planeten für die Dorfbewohner zu finden. Auf diesen Planeten sollen sie dann runter gebeamt werden, ohne dass sie merken, dass sie jemals auf einem Raumschiff waren. Natürlich läuft der Plan nicht ganz glatt, aber am Ende funktioniert es doch. Der Bart, den Worf als Boraalier verkleidet trägt, lässt ihn richtig warmherzig wirken.

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TNG 7.6 – Phantasms

Die vielleicht beste Horrorfolge der Serie. Data träumt schlimm, zum Beispiel, dass Doktor Crusher per Strohhalm Rikers Hirn weglutscht und sich ein Stück von einer Torte abschneidet, die aussieht wie Counselor Troi. Dann klingelt das Telefon, er sucht danach und stellt fest, dass es in seinem Bauch ist. Er öffnet den Mund und Piepen ertönt. Die Träume verfolgen ihn auch in den Wachzustand, wo er manchmal Münder an den Körpern seiner Kollegen sieht. Und er hat einen seltsamen Drang, Troi zu erstechen. Was er auch tut, in einer Dressed To Kill-Fahrstuhlszene.

Um die Träume zu verstehen (und die seltsamen Fehlfunktionen an Bord der Enterprise), konsultiert Data Sigmund Freud auf dem Holodeck, dessen Analysen ihm aber nicht helfen. Später laufen auch Picard und La Forge in Datas Träumen herum und versuchen, sie zu entschlüsseln. Stellt sich raus, dass es für alles, was in Datas Träumen geschieht, eine richtige Interpretation gibt. Nämlich haben unsichtbare Parasiten die Enterprise gekapert und die Symbole in Datas Träumen geben genau Aufschluss darüber.

Susan Sontags berühmtester Essay ist wohl Against Interpretation (1966). Darin kritisiert sie den Ansatz, Kunst durch Interpretation eine klare Bedeutung anzudichten. Diese Art der Kunstbetrachtung zerstört laut Sontag die Kunst und auch das Verhältnis des Publikums zur Kunst, da sie Kunst einer Funktion unterwirft, nämlich der Funktion von Bedeutung. Genau das sehen wir auch in Phantasm: Traumbilder, die im Rahmen dieser sonst eher zahmen Serie durchaus verstörend wirken, verlieren am Ende der Folge ihre Sinnlichkeit, indem ihnen eine klare Bedeutung zugeschrieben wird.

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TNG 6.12 – Ship in a Bottle

Professor Moriarty aus Elementary, Dear Data ist zurück. Er will, dass Picard sein Versprechen einlöst und ihn in die richtige Welt holt. Geht natürlich nicht, weil Hologramme können das Holodeck nicht verlassen. Natürlich hat sich in den sechs Jahren niemand noch mal für ihn interessiert. Also lockt er Picard, Barclay, La Forge und Data aufs Holodeck und sperrt sie dort ein, indem er die Enterprise holografisch simuliert, sodass die vier, als die das Holodeck verlassen, nur denken, sie würden es verlassen. Am Ende dreht die Enterprise-Crew den Spieß um und verbannt Moriarty für immer in eine Simulation, die in einem kleinen Würfel existiert.

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TNG 5.21 – The Perfect Mate

Kamala ist eine Frau, die von Geburt an dazu bestimmt ist, in eine arrangierte Ehe zu treten, die den Frieden zweier Spezies besiegeln soll. Sie gehört außerdem zu einer Spezies, deren weibliche Vertreter ständig extrem viele Pheromone ausschütten und damit alle Männer in ihrer Umgebung anziehen. Die Enterprise transportiert sie zu Alrik, ihrem künftigen Ehemann, aber da ihre verführerische Anwesenheit eine Gefahr für die Crew ist, wird sie isoliert, zuerst auf dem Frachtraum, dann in einem Quartier. Hier gibt es eine Szene zwischen ihr und Commander Riker. Sie verführt ihn zum Kuss, doch Riker kann gerade noch an sich halten und flieht stattdessen aufs Holodeck (das erste Mal, dass die Serie offen ausspricht, dass das Holodeck ein Ort für Sex ist).

Kamala zieht die Aufmerksamkeit einiger Männer auf sich. Im Zehnvorne wird sie von einer Horde bärtiger Arbeiter angegraben, was sie als Kompliment empfindet. Sie ist eine unverhohlene Männerfantasie. Sie hat gütige Gesichtszüge, lächelt ständig und ist für alles aufgeschlossen, was ein Mann zu ihr sagt. Sie hat empathische Kräfte, die ihr dabei helfen, sich den Geschmäckern und Begierden der Männer, die sie trifft, anzupassen. Sie hat auch einen Hauch von Unschuld, da sie mit all dem naiv umgeht wie die junge France Gall.

Besonderes Interesse entwickelt sie für Picard, der es nicht schafft, sich ihren Reizen zu verschließen. Picard spricht mehrmals mit Beverly Crusher über sie. Crusher verurteilt, dass Kamala nicht selbstbestimmt leben darf. Picard vertritt die ethnopluralistische Sicht der Sternenflotte, nach der jede Kultur sich selbst so pflegen sollte, wie sie es für richtig hält, was natürlich die Menschenrechte (oder Spezienrechte) abschafft und letztlich zu der Apardheid führt, wie sie im Star Trek-Universum gepflegt wird. Enthnopluralismus ist übrigens auch der Begriff, mit dem die NPD und die Neue Rechte ihre Haltung beschreibt.

The Perfect Mate ist die wohl ambivalenteste Folge bisher, denn einerseits ist die Darstellung Kamalas frauenfeindlich, andererseits eine Aneinanderreihung kammerspielartiger Zweier-Dialog-Szenen, in denen alle Schauspieler wie unter einem Bann stehen und eine hypnotische Stimmung entfachen.

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TNG 3.21 – Hollow Pursuits

Die erste Barclay-Folge. Barclay ist ein Offizier, der unter geringem Selbstbewusstsein leidet und sich auf dem Holodeck, wo er die echte Crew simuliert, wie der König aufspielt. Hier hat er eine Romanze mit Counselor Troi und besiegt Data, Picard und La Forge im Fechten. Im Arbeitsalltag auf der Enterprise kriegt er die Dinge nicht so gut hin. Immer wieder ist die Rede vom Enterprise-Standard, den Barclay nicht erfüllt, und viele geben ihm den Spitznamen Brocoli. Vor allem Wesley Crusher tut sich als Arschloch hervor, das Spaß an Barclays Unsicherheit hat. Gute Folge. Am besten ist Trois Reaktion auf Barclays Holodeck-Variante von ihr, die berühmte Muzzle It-Szene.

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TNG 3.6 – Booby Trap

Erster Auftritt Leah Brahms: Ingenieurin des Warp-Antriebs der Enterprise. Geordi erhofft sich von ihr Hilfe bei der Lösung des problem of the week, das die Enterprise diesmal zu zerstören droht. Nur dient Leah nicht auf der Enterprise, sondern arbeitet sonstwo. Also erstellt Geordi eine Holodeck-Simulation von ihr. Auf Geordis Wunsch simuliert das Holodeck nicht nur ihre technische Expertise, sondern auch ihre Persönlichkeit, und zwar mit (laut Computer) 9,37-prozentiger Abweichung von der Real-Brahms. Als während ihres ersten Closeups eine Glitzermusik erklingt, wissen wir: Geordi hat sich verknallt.

Die Folge gibt Einblick in psychosexuelle Abgründe. Wir sehen, wie Geordi die Enterprise fetischisiert, insbesondere den Warp-Antrieb. Als sich Leah und Geordi voneinander verabschieden (sie haben sich an dieser Stelle bereits geküsst), sagt sie sogar: I’m with you every day, Geordi. Every time you look at this engine, you’re looking at me. Every time you touch it, it’s me. Für Geordi ist der Warp-Antrieb nun Leah. Wenn er sie mal wirklich kennen lernt (was in Staffel 4 passiert), könnte ihn überraschen, dass sie gar kein Warp-Antrieb ist.

In Passengers (2016) gibt es ein ähnliches Problem. Chris Pratt läuft einsam auf einem riesigen Raumschiff herum, weil er zu früh aus dem Tiefschlaf geweckt wurde. Irgendwann verliebt er sich in die im Tiefschlaf liegende Jennifer Lawrence und idealisiert sie zum engelsgleichen Wesen. Irgendwann weckt er sie auf und wir sehen: Sie ist genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Als unfreiwilliger Creep-Film ist Passengers also echt sehenswert.

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TNG 2.19 – Mahunt

Nach Conspiracy (1.25) die zweite Folge, in der Data lacht (ich führe Buch). Nach Haven (1.11) die zweite Folge mit Counselor Trois Mutter, Lwaxana Troi, und ihren ständig saufenden Diener Homn. Der Gag mit dem schweren Gepäck geht diesmal auf Rikers Kosten.

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TNG 2.3 – Elementary, Dear Data

Geordi und Data spielen Sherlock Holmes auf dem Holodeck, aber Data löst jeden Fall sofort. So lassen sie den Computer einen Holmes-Fall entwerfen, der Data besiegen kann. Was einen Professor Moriarty erzeugt, der ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass er ein Hologramm auf einem Holodeck auf einem Raumschiff namens Enterprise ist. Moriarty entwirft eine Maschine, mit der er die Enterprise zum Wackeln bringen kann und irgendwie bringt er es fertig, die alleinige Kontrolle über das Holodeck zu erlangen. Sein Ziel: Er will außerhalb des Holodecks weiter leben können. Doch Picard sagt ihm, dies sei nicht möglich. Moriarty sieht das ein und lässt sich deaktivieren. Ende.

Die Folge ist bemerkenswert, weil es überraschend ist, einen dramatischen Konflikt durch Einsicht gelöst zu sehen. Coole Checker wie ich nennen das Antiklimax. Die Spannung steigt und steigt, aber auf dem Höhepunkt entlädt sie sich nicht in einer Konfrontation, sondern sinkt einfach wieder ab. Der Antiklimax enttäuscht bewusst die Erwartung an die Konfrontation. Was klug ist, denn wenn Erwartungen erfüllt werden, vor allem in Fernsehserien, ist das meistens unbefriedigend.

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TNG 1.15 – 11001001

Die Leistung der Enterprise-D, so Picard im einleitenden Logbucheintrag, übertraf bislang alle Erwartungen. Nun soll das Schiff für kleine Ausbesserungen ein paar Tage auf Raumbasis 74 andocken, einer riesigen und beeindruckenden Raumstation (danke, Bluray-Restauration!). Hier darf die Crew ein paar Tage urlaubieren. Riker und Picard haben also Sturmfrei, als plötzlich die Explosion des Warpkerns droht und die Enterprise programmiert wird, möglichst weit von der Raumbasis weg zu warpen. In dieser Folge werden Riker und Picard die Selbstzerstörung der Enterprise einleiten. Ein aufregendes Ereignis in jeder Star Trek-Serie, denn das Schiff ist die eigentliche Hauptfigur. Mit seiner Zerstörung droht das Ende der Serie und damit auch das Ende der alltäglichen Gewohnheit, die Serie zu schauen. Die Enterprise ist ein Bild für den Alltag auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen.