Picard, Guinan, Ro und Keiko werden beim Beamen in Kinder verwandelt. Jetzt ist ein Zwölfjähriger Captain und wird kaum ernst genommen, obwohl er der Picard ist, den man kennt, eben nur als Kind. Das Kommando wird ihm entzogen und irgendwie scheinen sich alle einig, auch Picard, dass das richtig so ist und erwarten vom Publikum, dass es das auch so sieht. In TNG werden Kinder meist herablassend behandelt. In Rascals sind die Erwachsenen nun dazu gezwungen, Kinder ernst zu nehmen. Keiko O’Brien ist jetzt eine zwölfjährige Ehefrau und Mutter, womit Chief O’Brien überhaupt nicht umgehen kann. In der zweiten Hälfte kapern Ferengi die Enterprise und nur die Kinder können das Schiff retten, im Rahmen eines coolen Kinderabenteuers. Dabei krabbeln sie durch die Schächte der Enterprise, die hier erstmals als Jeffreys-Röhren bezeichnet werden. Höhepunkt ist, wenn der Halbstarken-Picard und Commander Riker vor den Ferengi so tun, als seien sie Vater und Sohn.
Tag: Chief O'Brien
TNG 5.5 – Disaster
Eine schlimme Anomalie trifft die Enterprise ohne Vorwarnung, sodass alles durcheinander wirbelt und der Strom ausfällt. Verschiedene Crew-Mitglieder sind nun in für sie ungewohnten Situationen. Picard steckt mit drei Kindern im Turbolift fest (der den Schacht hinab zu stürzen droht), Counselor Troi ist die höchstrangige Offizierin auf der Brücke und muss das Schiff kommandieren (mit Chief O’Brien und Fähnrich Ro als ihre Unterstellten, deren gegensätzliche Meinungen sie bewerten und in Befehle umsetzen muss), La Forge und Doktor Crusher sind im Hangar und müssen ein Plasmafeuer löschen, Worf muss das Kind von Keiko O’Brien zur Welt bringen, etc.
Wie Worf das macht, streng nach Lehrbuch und jeden seiner Schritte für sich selbst laut aussprechend, ist das Mutigste, was er je gemacht hat. Als Worf das Baby zum ersten Mal weinen hört, muss er unwillkürlich vor Freude lachen, reißt sich aber sofort wieder zusammen. Der rührendste Charakter-Moment der ganzen Serie.
Ähnlich rührend ist Picards Geschichte, da nicht, wie es auf den ersten Blick wirkt, er die Kinder rettet, sondern die Kinder ihn. Er hat sich beim Aufprall der Anomalie das Bein verletzt und glaubt nicht, dass er es schaffen kann, aus dem Turbolift und dann den Fahruhlschacht hinauf zum nächsten Deck zu klettern. Also befiehlt er den Kindern, denen er zur Motivation Offiziersränge verliehen hat, alleine zu klettern und ihn im Fahrstuhl zurück zu lassen. Doch die Kinder weigern sich. Sie wollen entweder alle aus dem Turbolift fliehen oder gar nicht. Kurz nachdem sie den Schacht verlassen haben, fällt die Turboliftkabine runter. Die Kinder haben Picard das Leben gerettet.
Auch Troi bekommt einen großen Moment, wenn sie sich in den Captain-Stuhl setzt. Vorher traut sie sich nicht, bleibt auf Abstand, bewegt sich in großen Kreisen um diesen Stuhl, doch jetzt, nachdem sie ein paar Entscheidungen getroffen, ein paar Befehle gesprochen, setzt sie sich drauf, mit klarem Blick und selbstbewusst die Beine übereinander schlagend. Auch La Forge und Doktor Crusher gehen über ihre Grenzen hinaus, wenn sie sich kurz dem Vakuum des Alls aussetzen, um das zerstörerische Plasmafeuer zu ersticken und dann, selbst fast erstickt, mit letzten Kräften sich zum Druckausgleichsknopf schleppen (der dramaturgisch günstig einige Meter von ihnen entfernt ist). La Forge bricht zusammen, Crusher schafft es geradeso, und sie können wieder atmen.
Einen solchen Multiplot könnte man leicht verhauen, doch jeder der Handlungsstränge ist spannend und teilweise karthatisch. Großartig ist, dass die Folge nicht allzu schnell zwischen den Orten hin und her schneidet, sondern jeden Moment für sich voll spielen lässt.
Erster Auftritt einer neuen Alienrasse, die später in Deep Space Nine wichtig wird: die Kardashians. Die Kardashians haben sehr lange Hälse. O’Brien hat damals im Krieg gegen sie gekämpft und ist immer noch sauer. Außerdem mag er das Essen nicht, das seine Frau Keiko ihm macht. Warum repliziert er sich nicht sein eigenes Essen? Dauert nur ein paar Sekunden. Im Bezug auf die Kardashians hätte ich gern mal eine Folge gesehen, in der eine Reality-TV-Fernsehcrew auf die Enterprise kommt, einfach um den verfahrenen Stil der Serie aufzulockern. Bei Akte X gab es eine Folge namens X-Cops, die im Stil der Doku-Serie Cops gedreht war. So was wäre gut. Gut an The Wounded ist, wie Picard in dieser Folge zwei mal Standpauken hält und sich beide Male danach zum Fenster dreht und bedeutungsvoll ins All hinaus schaut.
Diese Folge zeigt einen Tag in Datas Leben, natürlich mit besonderem Augenmerk auf seine Schwierigkeiten mit menschlichem Verhalten. Zum ersten Mal sieht man seine Katze Spot, aber leider nur kurz. Spot’s Day wäre auch eine gute Folge. Dafür gibt’s spannende Szenen beim Friseur und Chief O’Brien will heiraten, und zwar Keiko, die aber kurzzeitig doch nicht will, was einiges Drama erzeugt. In Vorbereitung auf die Hochzeit bringt Doktor Crusher Data Tanzen bei und nebenbei sherlockholmest er noch eine romulanische Intrige aus.