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Film

Twins of Evil (1971)

Viele Horrorfilme von Hammer zelebrieren ein Leben zwischen Frommheit und Frivolität in Form von lustiger psychoanalytischer Symbolik. In Twins of Evil ist Peter Cushing ein Hexenjäger, der alle paar Nächte mit seinen Hexenjägerfreunden auszieht, um eine junge Frau zum Verbrennen zu finden. Feuer steht hier für männliche Potenz. Die Hexenjäger verbrennen also Frauen, um sich zu beweisen, dass sie noch einen hoch kriegen (was als Deutung der echten Hexenjagden sicher nicht weit hergeholt ist).

Währenddessen hadert im düsteren Schloss auf dem gruseligen Berg der satanische Graf Karnstein ebenfalls mit seiner Potenz. Alle paar Nächte entführt er junge Frauen, fesselt sie auf eine Bare und macht dann Dinge mit ihnen, die der Film der Fantasie überlässt. Doch der sexuelle Genuss, den der Graf dadurch erhält, reicht ihm nicht mehr. Deshalb opfert er seine neueste Gefangene dem Teufel und bittet ihn, ihm dafür die Pforten zu unendlichem Genuss zu öffnen. Daraufhin erscheint ihm eine junge Version seiner Oma (oder so ähnlich, auf jeden Fall eine Urahne), die ihm befiehlt, mit ihr Sex zu haben. Als Belohnung wird sie ihn in einen Vampir verwandeln. Diese inzestuöse und nekrophile Szene besteht aus einer Nahaufnahme ihrer Hand, die eine brennende Kerze umfasst und sich dabei auf und ab bewegt (Feuer istgleich Erektion). Ein bisschen ab von Karnsteins Burg, irgendwo im Wald (der in wunderschön dämmerigem Blau fotografiert ist), leben die titelgebenden Zwillings-Schwestern, die sich die meiste Zeit des Films in durchsichtigen Nachtkleidern auf dem gemeinsamen Bett räkeln. Die eine ist ziemlich fromm und heißt natürlich Maria. Die andere (Frieda) ist scharf auf Graf Karnstein, wird von ihm zum Vampir gemacht und gemeinsam morden sie großbusige Frauen und stöhnen dabei. Das Ganze endet mit einem Fackel- und Mistgabelmarsch der Dorfbewohner auf die gruselige Burg, wo meine Feuer-steht-für-Potenz-Lesart nicht mehr so ganz aufgeht

Twins of Evil ist einer der empfehlenswertesten Filme für Hammer-Anfänger, denn er ist eine besonders unterhaltsame Einführung in ihren schwelgerischen Rhythmus. Bei Hammer geht es nicht um Plot, sondern ums Schwelgen und Schmachten in Ausstattung, Kostümen und Sets. Hammer-Horrorfilme, insbesondere die Vampir- und Monsterfilme, tauchen alles Sündhafte in lustvolle Farben.